Schon seit Menschengedenken zählen Tarn- und Täuschmaßnahmen zum grundlegenden militärischen Handwerkszeug. Bis heute wird dieses Thema auch an der USLw unterrichtet.

Mit der Erschließung der dritten Dimension zu militärischen Zwecken, erhielt diese, kurz als „Tarnen und Täuschen“ bezeichnete Kompetenz, eine deutlich höhere Bedeutung. Schon zur Mitte des Ersten Weltkriegs gehörte die Tarnung von Stellungen gegen Erkennung aus der Luft zum täglichen Brot. Eigene Luftfahrzeuge überprüften die Tarnung der eigenen Truppen. Auch Scheinanlagen waren zum Ende des Ersten Weltkriegs weit verbreitet, um gegnerische Luftfahrzeuge auf falsche Ziele zu locken.

Im Zweiten Weltkrieg erfuhren diese Maßnahmen aufgrund der deutlich größeren Gefahr durch feindliche Luftfahrzeuge eine weitere Bedeutungssteigerung. Man versuchte ganze Geländeabschnitte optisch so zu verändern, dass eine Identifizierung aus der Luft und damit ein gezielter Angriff mit Bomben, erschwert wurde.

Exemplarisch lässt sich das sehr fundiert an unserer Kaserne zeigen. Auf Grund eines Kellerfundes sind wir im Besitz von über 500 originalen Fotos, die in großer Zahl Tarnmaßnahmen und Scheinanlagen zeigen. Diese sind vermutlich im Aufgabenbereich der damaligen Bauverwaltung entstanden. Durch diese Fotos lassen sich nachweisen:

 

Tarnmaßnahmen:

  • Schilfmatten an markanten Gebäuden oder über Straßen und Plätzen, um die Silhouette zu verändern
  • Anstrich von Gebäuden und Dächern in Camouflage

Scheinanlagen:

  • Mobile Anlagen, um mit Leuchtmitteln Luftangriffe zu provozieren
  • Feste Anlagen (Scheinbauernhof, Scheinflugplatz und Scheinölfabrik), in denen nicht nur mit Leuchtmitteln, sondern vor allem mit sogenannten Erfolgsfeuern feindliche Bomberbesatzungen dazu verleitet werden sollten, ihre Bombenlast in dieses vermeintlich bereits erfolgreich angegriffene Ziel abzuwerfen, um den Schaden zu vergrößern.


Die Forschung geht heute davon aus, dass bis 1942 ca. 50 % der Bomben der Royal Air Force in solche Scheinanlagen geworfen wurden. Im Laufe der Jahre 1942 und 43 konnte allerdings eine Scheinanlage nach der anderen durch feindliche Luftaufklärung identifiziert werden, womit deren Sinn verloren ging. Stattdessen erwiesen sich die erkannten Scheinanlagen nun für die britischen Flugzeugbesatzungen als willkommene Navigationshilfe. Der Nutzen der Scheinanlagen ging verloren, die Nachteile überwogen. 1943 / 44 wurden sie daher aufgegeben.