Die Ausbildung zum Schießausbilder nach neuem Schießausbildungskonzept


Jahrzehntelang stand der Präzisionsschuss auf mittlere bis größere Kampfentfernung im Mittelpunkt der Schießausbildung der Bundeswehr. Sie war im Regelfall von stundenlangem Warten geprägt, welches kurzzeitig durch die Abgabe von fünf bis zehn Schuss unterbrochen wurde und konzentrierte sich sehr stark auf das Gewehr, während die Ausbildung an der Pistole nur ein Schattendasein fristete.

Um den geänderten Rahmenbedingungen und Einsatzerfordernissen gerecht zu werden, beauftragte der General der Infanterie im Jahr 2005 eine Arbeitsgruppe, welche systematisch nationale und internationale Quellen sowie Einsatzerfahrungen auswertete. Diese kam zu dem Ergebnis, dass mangels umfassender Anpassung an die Einsatzrealität und die Entwicklungen der Waffen- und Munitionstechnik die Schießausbildung zu statisch und unzureichend im Hinblick auf die Einsatzvorbereitung sei. Den Erkenntnissen folgend, wurde ein neues Schießausbildungskonzept (SaK) ausgearbeitet, welches zu einem Paradigmenwechsel in der Waffen- und Schießausbildung führte und drei wesentliche Ziele formulierte:

  1. Ausrichtung am Einsatz
  2. Steigerung der Eigenverantwortung
  3. Verbesserung der Sicherheit im Umgang mit Waffen und Munition.

Mit dieser Zielsetzung bildet das neue SaK seit seiner Erprobung im Herbst 2008 und der Implementierung in die Streitkräfte im Sommer 2010 die Grundlage der Schießausbildung in der Bundeswehr. Die Soldaten werden bereits in der Vorausbildung dahingehend geschult, dass sie sich auf der Standortschießanlage im Umgang mit Waffen und Munition so verhalten, wie es im Einsatz von ihnen erwartet wird. Die künstliche Trennung zwischen Schulschießen, Gefechtsschießen und Einsatzszenario wurde aufgelöst, um speziell in Letztgenanntem die Durchsetzungs- und Handlungsfähigkeit der Soldaten zu verbessern.

Für die Umsetzung des neuen SaK ist es von entscheidender Bedeutung, dass einerseits gute Ausbilder und andererseits ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, um eine Grundbefähigung zum Schießen mit Handwaffen zu vermitteln. Auf die Schießausbilder bezogen bedeutet dies, dass sie überdurchschnittlich gute Schützen sein müssen und ihre Fähigkeiten mit methodischem Geschick an die auszubildenden Soldaten weitergeben können.

Innerhalb des größtenteils angewendeten Ausbildungsverfahrens VENÜ (Vormachen, Erklären, Nachmachen und Üben), sind die Schießausbilder in der Funktion des „Vormachenden“ und „Erklärenden“ gefordert. Sie stellen die erforderlichen Bilder für die auszubildenden Soldaten, um die Verfahren und Abläufe beim Schießen deutlich zu machen.

Außer dem hauseigenen Personal erwerben auch standortfremde Soldaten der Luftwaffe, aus der gesamten Bundesrepublik in Heide die Qualifikation zum „Schießausbilder“. Diese sogenannte Multiplikatorenausbildung dauert drei Wochen und berechtigt die Lehrgangsteilnehmer nach erfolgreichem Abschluss, die Grundausbildung nach dem neuen SaK selbst durchzuführen.