Amtshilfe Elbflut

Die wichtigsten Daten auf einem Blick

Wann:                                               23. August 2002

Dauer:                                               6 Tage

Anzahl Soldaten:                            800 (davon 30 Marinetaucher)

Helfer insgesamt:                           ca. 2000 Menschen

Einsatzort:                                        Lüchow-Dannenberg an der Jeetzel (Pisselberg)

Auftrag:                                            Schutz des Deiches und des Eisenbahnwalles an der Jeetzel gegen Wasserdurchbruch

Länge des Gefahrenbereiches:   2,5 km

Gefahr:                                             für ca. 40 000 Menschen sowie ihr Hab und Gut

Weitere Einsatzkräfte:                  Feuerwehr, THW, das Rote Kreuz

Menge Sandsäcke:                         1.75 Mio.

Schulkommandeur:                        Oberst Karl H. Schreiner

2002 mussten die Menschen in Deutschland und einigen Nachbarländern die zunehmende Bedrohung durch Hochwasser fürchten. Nachdem das Hochwasser Südbayern und Teile Österreichs sowie Dresden und Prag erreicht hatte, war die Sicherheit des Nordens gefährdet. Katastrophale Bilder erreichten die Menschen Mitte August aus Grimma und Dresden, ganze Ortschaften wurden durch schlammige Fluten weggespült. Den Menschen weiter im Norden dämmerte, dass die elbabwärts laufende Flutwelle bald auch Niedersachsen erreichen würde.

Der Pegel stieg.

Immer weiter stiegen die Pegelstände in den Folgetagen und es gab keine Zweifel mehr, dass ein immenser Kraftakt zur Bewältigung der drohenden Katastrophe erforderlich sein würde. In der Nacht vom 23. August 2002 wurde die USLw durch den Wehrbereich I ,,Küste‘‘ zur Unterstützung des Hochwasserkatastropheneinsatzes aufgefordert. Einsatzort war die Ortschaft Pisselberg an der Jeetzel im Kreis Lüchow-Dannenberg. Die Soldaten wurden notdürftig in Schulzentren untergebracht. Für ausreichende und kräftigende Verpflegung sorgte das Rote Kreuz und das Technische Hilfswerk.

Unser Auftrag: Den Deich und einen Eisenbahnwall an der Jeetzel gegen Wasserdurchbruch schützen.

Deichexperten beobachteten zunehmend ein Unterspülen des Deichfußes. An einigen Stellen sickerte bereits da Wasser durch den Deich. Auch der danebenliegende Eisenbahndamm war von Unterspülung betroffen. Dies bedeutete konkrete Gefahr von mehr als 40.000 im Bereich lebenden Menschen und deren Hab und Gut.

Maßnahmen gegen den Notstand

Nachdem die Soldaten den Deichfuß von der Landseite mit Sandsäcken gesichert hatten, entschieden die Experten, die Wasserseite mit Folie zu bespannen. Zur Verhinderung der weiteren Unterspülung des Deiches war schnelles Handeln erforderlich. In Zusammenarbeit mit den Deichbauern platzierten die eingesetzten Soldaten entlang des Deichfußes zahlreiche Sandsäcke. Der Deich der Jeetzel bei Pisselberg bis nach Lüggau wurde mit Folie ausgelegt.

 

Am Bahndamm stand das Wasser kaum einen Meter unter den Schienen. Mit Bäumen und Strauchwerk bepflanzt und von Fuchsbauten durchzogen, hatte der Eisenbahndamm nicht die Stabilität eines Deiches. Um den Bahndamm zur Landseite zu sichern, wurde entschieden, den Damm zu roden, ein Flies am Dammfuß zu spannen und Sandsäcke doppelreihig zur Verstärkung einzuarbeiten. Die ganze Nacht über heulten die Kettensägen der Feuerwehr und des THW, um die mehr als hundert Bäume zu roden.


Da die aufgeweichten Wiesen ein Anfahren mit Räumfahrzeugen nahezu unmöglich machten, mussten die Bäume mit Muskelkraft aus dem für die Folien vorgesehenen Bereich getragen werden.
Mehr als 2000 Helfer, darunter die Soldaten der USLw, waren Tag und Nacht im Einsatz, um die Deiche und den Eisenbahndamm gegen den Wasserdruck zu stärken. Auf einer Strecke von 2,5 km mussten die Arbeiten in kürzester Zeit erledigt werden. Die Sandsäcke wurden über Kilometer durch Menschenketten an ihren Zielort durchgereicht, irgendwann konnte ein Schienenfahrzeug eingesetzt werden.

Fazit: Deich und Bahndamm konnten in unserem Bereich gehalten werden!

Die Soldaten hatten an den sechs Einsatztagen tagsüber mit extrem schwüler Luft und nachts mit einer Mückenplage zu kämpfen. Als besonders positiv empfanden sie den Dank der Bevölkerung. Mit kleinen Handwagen wurden die Soldaten mit selbstgebackenen Kuchen und frischem Kaffee oder kalten Getränken versorgt. Viele hunderte Menschen verstärkten die Bemühungen in einer Kieskuhle bei Tramm, um den Nachschub an gefüllten Sandsäcken für die Arbeiten in Pisselberg nicht abreißen zu lassen. Um für einen reibungslosen Abtransport der Sandsäcke durch die Bauern mit ihren Traktoren oder privaten Lastern zu sorgen, wurden Depots auf den Wiesen in der Nähe angelegt. Mehr als 1,75 Millionen Sandsäcke wurden in den sechs Tagen im Kreis Lüchow verarbeitet.

Insgesamt waren 800 Soldaten in diesem Einsatz tätig. Erst- und bis heute letztmalig wurde der Schulbetrieb an der USLw eingestellt. Manch einer der eingesetzten Soldaten behauptet jedoch, dass lediglich Theorie durch Praxis ersetzt worden sei, die Lehrgangsteilnehmer lernten Teamplay, Organisation und Kameradschaft direkt im Einsatz kennen.

Das Fazit des damaligen Schulkommandeurs, Oberst Karl H. Schreiner, lautete: ,,Dieser Einsatz hat sich für uns alle gelohnt. Wir konnten den Menschen helfen und haben viel gelernt‘‘.